Schulrenovierungen einfordern

Eine Elterninitiative zur Kategorisierung von Renovierungsbedarf an Schulen

schulsanierung.tursics.de

Wirkung

Bereich

Menschen befähigen

Politik

Der Zustand Berliner Schulgebäude ist seit längerem massiver Kritik durch Schüler und Eltern ausgesetzt. Der Putz bröckelt, Schulhöfe sind verwahrlost und Sporthallen dringend renovierungsbedürftig. Durch die stetig steigende Schülerzahl in Berlin wird die Situation in den Schulen weiter verschärft; ein Trend der anhält. Auch die Printmedien berichten in regelmäßigen Abständen über die schlechten baulichen Zustände einzelner Berliner Schulen, die eine enorme Belastung für Schüler und Lehrer darstellen. Die Politik hat darauf reagiert und die Investitionen erhöht. Dennoch scheint nach wie vor unklar, wie viel Geld zur Renovierung der Berliner Schulen benötigt wird. Im Jahr 2016 erschien bereits der dritte Bericht, der angefordert wurde, um diese Frage zu klären. Die vorläufigen Zahlen sprechen von rund 4,9 Milliarden Euro für ganz Berlin. In welchen Schulen dieses Geld wofür genau benötigt wird, schlüsseln die Verantwortlichen allerdings nur bis zur Bezirksebene auf.

Als Reaktion darauf hat sich als Eltern-Initiative ein Projekt entwickelt, das die Zahlen für jede einzelne Schule übersichtlich und transparent auf einer Internetseite aufschlüsselt. Mit einer interaktiven Karte, wird der Renovierungsbedarf in unterschiedlichen Kategorien für jede einzelne Schule detailliert aufgelistet: beispielsweise für Fenster, Fassade, Barrierefreiheit oder Sporthalle. Für jedes Schulgebäude wird auf diese Weise der aktuelle Sanierungsbedarf als Pop-up-Fenster angezeigt. Wählt man ein Gebäude aus, wird der Renovierungsbedarf wie auf einem Kassenbon detailliert mit Einzelsummen aufgelistet. Um die Zahlen im richtigen Zusammenhang zu verstehen und wie sich die Einzelbeträge genau zusammen setzen, gibt es einen erläuternden Text zusätzlich zur Karte. Außerdem führt die Homepage Listen, welche Bezirke, Schulgebäude, Turnhallen, Außenanlangen etc. die teuersten sind.

Bisher werden die Daten zum Sanierungsstand unter Verschluss gehalten. Nur die Zahlen aus Lichtenberg wurden bereits bei einer Pressekonferenz präsentiert und heraus gegeben, sodass diese verwendet werden konnten. Zur Verortung der Schulgebäude wurde auf bereits vorhandene, offene Datensätze aus Berlin zurück gegriffen. Mit mehr verfügbaren Daten, soll das Projekt über den Bezirk Lichtenberg hinaus auf ganz Berlin ausgeweitet werden.

In erster Linie profitieren die Kinder, wenn ihre Schule saniert und damit ihre Lernumgebung verbessert wird. Dadurch, dass nun erstmals berlinweit bzw. aktuell lichtenbergweit erkennbar ist, wo überall das Geld bei den Schulen gebraucht wird, wird es für Eltern und Schulleiter einfacher, Investitionen gegenüber Bezirken und dem Land einzufordern. Der Schulsanierungsbedarf ist keine abstrakte Milliarden-Zahl mehr, sondern es ist einfach erkennbar, wo und wieviel Geld für welche Dinge dringend benötigt wird.

Petras Söhne gehen beide in Berlin-Lichtenberg zur Schule. Von den Erzählungen ihrer Kinder und ihren eigenen Besuchen weiß sie, in was für einem schlechten Zustand Klassenräume, Sanitäranlagen und der Schulhof sind. Zum Schuljahresbeginn haben die Eltern darum schon gemeinsam den Klassenraum renoviert, aber vom Berg des Sanierungsbedarfs war das nur ein winziger Teil.

Die Stimmung bei Schülern und Eltern ist dementsprechend schlecht, insbesondere da sich die Situation in den vergangenen Jahren nur unzureichend verbessert hat. Als Elternbeirat engagiert sich Petra darum für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der Schule. Gegenüber dem Bezirk und dem Land sind die Forderungen nicht immer leicht zu verteidigen. Der Renovierungsbedarf in Berlin ist so groß, dass Petra und die anderen Eltern oft mit der überwältigenden Zahl von 4,9 Milliarden Euro Berliner Gesamtbedarf abgespeißt werden.

Diese Summe bleibt aber vollkommen intransparent und so weiß niemand, wo dieses Geld in Berlin benötigt wird und wie hoch der eigene Renovierungsbedarf konkret im Vergleich zu anderen Berliner Schulen ist. Um diese Fragen besser beantworten zu können, um ein besseres Bild von dem gesamten Renovierungsbedarf an den einzelnen Berliner Schulen zu bekommen und die eigene Verhandlungsposition zu stärken, hat ein Technik-affiner Elternbeirat der Parallelklasse eine Internetseite erstellt. Unter www.schulsanierung.tursics.de haben sie begonnen die Zahlen für Schulen in Lichtenberg zusammenzutragen und übersichtlich aufzubereiten.

Auf einer Karte kann man jetzt über Lichtenberg scrollen und sehen, wie renovierungsbedürftig die einzelnen Schulen sind. Aufgeschlüsselt in die einzelnen Bedarfsfelder wie Sanitäreanlagen, Sporthalle, Fenster oder Barrierefreiheit, kann Petra – und jeder andere Interessierte – einen guten Eindruck von dem Renovierungsbedarf der einzelnen Schulen gewinnen. Grafiken geben außerdem einen Überblick, welche die teuersten Bezirke, Schulen, Turnhallen etc. sind. So wird deutlich, das von den 328 Millionen Euro die für Lichtenberg benötigt werden, knapp ein Drittel (117 Millionen Euro) zur Renovierung der Klassenräume und rund ein Viertel der Kosten (79 Millionen Euro) für Sporthallen anfällt.

Der Investitionsstau ist überwältigend und erstmals aufgeschlüsselt sichtbar für den gesamten Bezirk. Obwohl Petra der Renovierungsbedarf in Lichtenberg bewusst war, ist sie trotzdem geschockt von dem Ausmaß, jetzt wo klar ersichtlich ist, wo das Geld überall fehlt. An vielen Schulen in Lichtenberg liegt der Renovierungsbedarf im oberen Millionenbereich, bei einer Schule sogar im zweistelligen Millionenbereich. Und das, obwohl Lichtenberg eher zu den Bezirken mit geringerem Sanierungsbedarf gehört.

Diese Erkenntnisse bestärken Petra und den Elternbeirat weiter zu kämpfen für größere Investitionen in die Infrastruktur der Berliner Schulen. Und sie ist überzeugt, dass eine solche Übersicht für gesamt Berlin, auch der Verwaltung helfen wird, den Renovierungsbedarf besser zu lokalisieren und abzubauen.

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